Freitag, 30. Mai 2014

Pizzeria Amici, Brinkum


In unserem Dorf hat 'ne neue Pizzeria eröffnet. Endlich wagt es wieder jemand, den Brinkumern zu zeigen, wie eine Pizza schmecken soll. Das ist diesem Team ganz gut gelungen.
Die Lokalität ist ein ehemaliger Friseursalon, der zum Café wurde, um letztendlich eine Pizzeria zu werden. Auch nicht schlecht.

Bewertung: 4 Sterne

Eine Website kann das Unternehmen nicht so recht vorweisen. Daher nur über einen Umweg.

https://web2.cylex.de/firma-home/amici-pizzeria-italiana-11237926.html

Inside: Das Lokal wirbt mit einem Steinbackofen. Das ist ein handelsüblicher neuer Ofen mit einer Backfläche aus Stein. Nix besondres also. Für mich ist ein Steinbackofen etwas ganz anderes, nämlich ein Backofen komplett aus Stein. Aber der geneigte Gast will ja betrogen sein.
Das Team ist noch nicht daran gewöhnt als Team zu arbeiten. So hoppelt es von einer Baustelle zur anderen. Gesehen habe ich fünf Leute: Den Pizzabäcker, neben ihm zwei Handlanger, wovon einer den Zapfhahn, die Kaffeemaschine und die Kasse bediente. Ein anderer fertigte die Pizzen. Zwei Leute Bedienpersonal, wovon lediglich die weibliche - eine polnische Gastarbeiterin? - davon hervorzuheben ist. Sie wieselte stets umher und las die Wünsche der Gäste von den Augen ab. Hervorragend. Der männliche Part - daher das Gehoppele (im Ernst, der hoppelt wirklich beim Gehen) - ich weiß nicht, was der vorher gemacht hatte. Schraubenzähler vielleicht?
Bestellt hatte ich mir Folgendes: Antipasti und eine Pizza Capricciosa (also mit Schinken und Artischocken). Dazu einen halben Liter Merlot. Der Wein war pisswarm, weswegen der sonst recht angenehme Merlot-Ton bereits (aus)gestorben schien.
Während die Bestellung erledigt wurde, besah ich mir die Einrichtung. Sie war hell und in seichten Pastelltönen gestrichen. Die Einrichtung war schlicht. Am Schaufenster und drinnen standen kleine Tische für zwei und vier bis sechs Personen. Dazwischen wie eingestreut unauffällige Trennwände. Während ich mir all das besah dachte ich, was machen die eigentlich, wenn der Laden mal richtig voll ist? Halbvoll war es. Naja, die sind neu, eine Woche haben die erst rum. Kann ja noch werden.
Die Antipasti kam nach zehn Minuten. Eine kleine Portion sollte es sein. Tatsächlich war der Teller im Durchmesser von etwa 30 Zentimetern gut belegt: Zwei Scheiben italienische Salami, zwei aufgeschnittene Tomaten, viele Rucola-Blätter, drei Scheiben Mozzarella und etwas Serrano-Schinken. Eben Zutaten wie sie in der Pizzeria üblich scheinen. Abgerundet wurde die Antipasti mit einem Schuss Knoblauch-Olivenöl. Dazu gab es (k)alte Pizzateigbrötchen und eine helle Soße, über deren Geschmack ich mir bis heute nicht im Klaren bin. Okay, ich bin verwöhnt von einem anderen ehemaligen italienischen Restaurant hier in Brinkum. Die hatten die Zutaten erstens erwärmt und zweitens gab es besondere Leckereien. Kaum hatte ich angefangen zu essen, erschien bereits das polnische Wiesel und erkundigte sich nach dem Essen: "Schmeckt es gut?" Mir blieb fast der Bissen im Halse stecken. Ich nickte, schluckte schnell hinunter: "Ja, danke. Schmeckt prima." Sehe ich aus wie ein Restaurant-Tester? Beobachtete man mich, wie ich sie beobachtete?
Die Pizza kam auch alsbald. Oh, Überraschung: Eine handgemachte Pizza, nicht kreisrund sondern eher ovalförmig, nice und eher dünn. Der Geschmack war einwandfrei. Der Teig ist gut. So kann der Pizzabäcker nix falsch machen. Eine gute Wahl.
Zum Schluss der Nachtisch: einen Espresso und einen Grappa. Welchen ich wollte? wurde ich noch gefragt. Ach, einen ganz normalen. Als ich bezahlen wollte, meinte das Wiesel ich solle zur Kasse gehen und sagen ich sei an Tisch 11 gesessen. Aha, mal was Neues. 28 Eisen habe ich bezahlt.
Ich komme bestimmt noch mal wieder und teste erneut.

Das habe ich inzwischen zwei Mal getan. Wie gesagt, der Teig ist gut, da kann der Pizzabäcker nix falsch machen. Das Tresen-Team hat sich aber verändert. Von den Schraubenzählern sind die auf einen Maurer gekommen. Also rein persönlich gefielen mir erstere besser. Maurer sind immer so grob und meist von niederer Herkunft. Ich habe aber festgestellt, daß es besser ist einen Tisch zu bestellen. Oft sind zur Hauptfütterungszeit (ab 18 Uhr) alle Tische besetzt und der Maurerpolier gerät in Gewissensnöte, wenn noch mehr Gäste Pizza Pizza wollen. Das wollen wir ja auch nicht, daß der gute Mann das Gesicht deswegen verzerrt und um Worte ringt. Leider leider ist das süße Wiesel nicht mehr dort. Wohin soll Mann nun schauen, während man aufs Essen wartet?
Stellt euch vor, ich habe es wieder getan. Nein, ich brauchte keinen Tisch bestellen. Es waren einige Tische frei. Ist wohl angebracht, nicht zur Rush Hour hinzugehen. Ja, was soll ich sagen? Das Restaurant scheint etabliert. Grinsen mußte ich innerlich, weil den Maurern eingetrichtert wurde, so zu tun, als seien sie Italiener. "Prego" - achso? Ich will ja nicht unken, vielleicht sind es sogar Italiener. Aber es klingt schon etwas seltsam, wenn jemand nur dieses eine Wort spricht, hihi. Ganz wichtig, bei der Bestellung unbedingt darauf pochen, möglichst wenig Olivenöl zu verwenden. Das hat mir nämlich letzte Nacht ganz schön im Magen gelegen. Und vielleicht noch dieses, die Pizza ordentlich "al dente" zu bestellen. Der Rand ist zwar kross, aber innen ist er butterweich - fast roh.

Kleines Update zum Valentinstag 2015. Der Laden wirbt neuerdings mit einem Banner an der Scheibe "Ab sofort auch Pasta". Was will uns das sagen? Ist es vielleicht die Pizza, die kaum einer dort isst, oder ist es einfach nur die Jahreszeit - klar, draußen isst sich eine Pizza viel leckerer, oder irgendwas anderes?
Ich kann dazu nur ein ähnliches (italienisches?) Dilemma bringen, im ehemaligen Fahrradladen in der Kattenturmer Heerstraße ist seit Sommer 2014 ebenfalls ein italienisches Ding drin, 'ne Eisdiele. Schade, die Idee eine Eisdiele zu eröffnen ist cool, aber da is ja nix los, ey...! Die sind sogar so dreist, jetzt auch Pizza verkaufen zu wollen. Ähmm, was soll ich sagen? Nix. Gute Italiener schließen ihr Eislokal im Winter. Der Pizzafritze hier bei uns muss sich was andres überlegen.

Update Mai 2016. Nach langer Zeit wieder einmal Lust auf Pizza gehabt. Und siehe, der Maurer ist verschwunden. Welch eine Wohltat. Dafür ist ein sehr dienstbeflissener Italiener(?) da, der einem die Speisen auf einer Tafel (unbedingt) verkaufen möchte. Ansonsten keine Änderung, der Teig ist gottseidank immer noch der gleiche. Kann man also weiter empfehlen und auch hingehen.

Ein Update zum 30. April 2017. Kinners, ich bin ja schwer enttäuscht. Da hat sich die Truppe auf ihren Lorbeeren ausgeruht. Gestern Abend bin ich nach der allgemeinen Raubtierfütterung um 20 Uhr hinein, weil ich Appetit auf eine Pizza hatte (der Grund aber war tatsächlich ein anderer). Das Lokal war nicht mehr halb gefüllt. Nach zehn Minuten kam endlich jemand auf die Idee, mir die Speisekarte zu bringen. Oh, eine neue Karte, viel größer als DIN A4, aber anscheinend von einem Chinesen ins Deutsche übersetzt. Daß die sich nicht schämen, unglaublich. Anyway. Ich bestellte as always: Antipasti, eine Thunfisch-Pizza mit Kalbfleisch und einen halben Liter Merlot. Nach weiteren gefühlten langen Minuten kam eine Negerin - augenscheinlich die Gattin des Besitzers - und brachte mir ein Schälchen mit Kräuterbutter und ein kleines Körbchen mit zwei aufgeschnittenen heißen Pizzateigbrötchen. Ich musste wieder lange warten, der piewarme Rotwein kam allerdings zügig, sodaß ich die Brötchen nicht trocken runterwürgen musste. Dann war wiederum Warten angesagt. Kinder von einigen Gästen eroberten indes das Lokal und kreischten lauthals tobend von der einen Seite zur anderen herum. Dürfen die das zuhause auch? Nach gefühlten sehr langen 15 Minuten kam endlich die lauwarme Vorspeise, bestehend aus angewärmten Artischocken, Dosenpilzen und Kaninchensalat (Rucola). Die Pizza, die ebenfalls nach 15 weiteren Minuten kam, war an sich so schlecht nicht, aber hatten die etwas am Teig geändert? Er kam mir heuer etwas lockerer vor. Der 40 cm große Teller war über den Rand mit einem großen Teigfladen belegt, darauf ebenfalls Kaninchensalat, den man gottseidank mit geraspeltem Käse abgedeckt hatte. Vielleicht, weil ich schon die beiden Brötchen und die Vorspeise inne hatte, bekam ich die Pizza nicht auf. Das kommt bei mir höchst selten vor. Oder lag es am Teig, der nicht korrekt durchgegart war? Bin ich zu deutsch, bin ich zu pingelig mit meinen Anforderungen? Ich finde, ich brauche hier nicht mehr her zu gehen. Dennoch bestellte ich zum Abschluss noch einen Espresso und einen Grappa. Bezahlt habe ich 33 Euronen. Wie vermisse ich doch den Maurer und die kleine Polin. Da konnte man wenigstens zuschauen und darüber lachen, während man auf die Speisen wartete.

Kleines Update zum 20.4.2018. Es gibt immer wieder etwas Neues. So gibt es neuderdings eine sogenannte Mittags-Karte. Alle Gerichte kosten 6,50 Euro. Die Speisenfolge scheint alle zwei Wochen neu herauszukommen. Das wurde auch mal Zeit finde ich. Nun hat der Chef gar zwei Schwuchteln eingestellt, die die Zähne nicht auseinander kriegen - sie nuscheln irgendetwas italienisches so leise, daß man unweigerlich nachfragen muss, was sie gerade gesagt haben. Vielleicht muss man denen mit was anderem kommen? Anyway. Der Teig der Pizzen ist endlich dünner geworden. Da kann sich jetzt keiner mehr aufregen, daß die Pizza in der Mitte immer so weich ist. Ich habe heute mal eine ganz andere Pizza gegessen, nämlich die Nr. 38 Carciofi e Parma. Keine Ahnung, schmeckt die immer so? Ich bin jedenfalls über diesen Tomatensugo gestolpert. Mit Sugo verbindet man gezuckertes Irgendwas. Gezuckerte Tomaten mit? - keine Ahnung. Der Zucker überdeckt alles. Don't Panic, der Teig ist immer noch gut, die Preise sind moderat, der Chef hilft mit beim Bedienen. Seine tänzelnden - was sind das, seine Bettgenossen oder Sexspielzeuge? - jungen Burschen taugen wohl nur für das eine. Als Ober oder Kellner jedenfalls nicht im Geringsten.
Ich bin aber auch was von pingelig, was?! Lol.

Update zum 23. August 2018. Ich hatte mal wieder Appetit auf eine schöne handgemachte Pizza. Diesmal wählte ich die Nr. 50 - Vitello Tomato, dazu einen halben Liter Chianti. Der Wein war wie immer pisswarm und die Pizza hatte mich verdammt satt gemacht. Also einen Espresso und einen Grappa bestellt. Sehe ich das nur so oder stelle ich mich wieder an, erst kam der Espresso und dann eine zeitlang nichts. Ähm, lieber den Kaffee trinken, bevor der kalt wird. Der Grappa kam in gefühlten fünf Minuten nachdem die Tasse leer war. Geht's noch? Noch dazu in einem schmalen dünnen Glas. Wie soll sich da der Grappa entfalten können? 22 Eisen habe ich gezahlt, kein Trinkgeld. Bevor ich es vergesse, der tuntenhaftige Kellner war heute gar nicht so schrill, der hat sogar einen Sohn. Ja, ich weiß, Kinder kann frau auch kriegen, wenn sie sich bewegt. Schade, ich hatte mich so auf seine aufreizenden Bewegungen gefreut.

Nach langer Zeit mal wieder ein Update, 21. Oktober 2019. Die Mitarbeiter nehmen ihren Job ernst und wollen dem Gast das Beste servieren. Dafür zolle ich gerne meinen Respekt. Die Pizza macht neuerdings eine Frau, die Kellnerin ist gar die Ehefrau des Besitzers - eine Farbige! Und in der Küche scheint ebenfalls eine wahrer Meister zu wirken. Der Pizzateig ist nach wie vor unschlagbar gut. Meine Frau hatte gestern einen Salatplatte mit Scampis und Lachs auf Rucola mit Tomaten - sehr lecker. 

Update zum 12. Oktober 2022, Mamas Geburtstag. Ganz kurz und knapp: nicht zu empfehlen! Die Pizza ist knüppelhart, der Grappa fremdbestimmt. Schade, die haben so toll angefangen. Da gehe ich doch lieber zu Bella Bellezia in der Bahnhofstraße. Die kennen mich, weil ich da oft bestelle. Immer gleichbleibend gut und freundlich. So soll das sein. Oder wir gehen ins Poseidon - aber nicht mehr ins Amici!

Update zum 21. April 2023. Die Mannschaft wurde komplett ausgetauscht. Gleiches gilt auch für die Bestuhlung und das Interieur. Die Pizza war klassisch dünn, aber der Teig so hart, daß er sich nicht schneiden ließ. Das Besteck habe ich dann liegengelassen und habe die Pizza mit der Hand gegessen. Der Geschmack der Pizza war ziemlich salzig. Enttäuschend also. Schade ums Geld. Da bleibe ich doch besser bei meinem Lieferdienst Bella Bellezia. Da schmeckt es mir immer und das Personal freut sich, wenn ich dort anrufe oder persönlich vorbeikomme. Lediglich auf alkoholische Getränke muss ich da verzichten. Oh, ich lese gerade den Text vom Oktober 2022. Da steht genau das gleiche. Hahaha.

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